Einsam im LastwagenFernfahrer sorgen für stets volle Regale, müssen aber viele Nachteile hinnehmen. 15.01.2021
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Ein gemütliches Abendessen in der Raststätte – in Corona-Zeiten für Lkw-Fahrer utopisch. Stattdessen sitzen sie allein im Fahrerhaus ihres Wagens. −Foto: Frey, dpa
Regen. Es sind auch die Lkw-Fahrer, die dafür sorgen, dass im Lockdown die Supermarktregale prall gefüllt sind. Bei ihren Touren legen sie zig Kilometer zurück – mit wenig Schlaf und kaum Komfort. Auch wenn Bayerns Raststätten, Toiletten und Autohöfe laut ADAC "fast überall" weiter geöffnet hätten, sieht die Realität oft anders aus, von der Sauberkeit ganz zu schweigen. Lkw-Fahrer müssten im Lockdown viele Abstriche machen, sagt der Vorsitzende des Vereins "Deutscher Berufskraftfahrer-Verband".
"Es ist eine Riesensauerei von der Regierung. Jeder will sein Zeug in den Supermarkt-Regalen haben. Aber manche Lkw-Fahrer haben dann nicht mal die Möglichkeit, zu duschen oder gscheit zu essen", kritisiert Robert Kroiß, Vorsitzender des Deutschen Berufskraftfahrer-Verbands. Der Regener ist mit 64 bereits in Rente – weiß aber durch den Verein um die schwere Corona-Situation der Lkw-Fernfahrer, wie er sagt.
Einsam. So fühlen sich viele von ihnen im Lockdown. Feierabendbier bei netten Gesprächen? Gutes Essen mit Trucker-Kollegen in Raststätten-Restaurants? Im Lockdown samt Abstandsregeln alles Utopie. Die sozialen Aspekte kranken am Coronavirus. "Man braucht schon eine funktionierende Familie und eine Ehefrau mit viel Verständnis", antwortet Kroiß auf die Frage, wie das psychisch wegzustecken sei. "Normal dient ein nettes Gespräch mit Kollegen dem seelischen und allgemeinen Gemütszustand."
Als Küche und Restaurant in einem fungiert der Lastwagen. Auch wenn dem ADAC zufolge viele Tankstellen-Shops im Lockdown ihr Essens-Angebot erweitert haben, "kriegt man quasi nix anderes zu essen als eine Bockwurst", erzählt Fritz Wallner. Der 60-jährige Regener arbeitet bei einer Spedition, die europaweit ausliefert. Beim Gespräch mit der PNP ist er gerade unterwegs von Graz nach Cuxhaven – auf Höhe Hof. Die meisten Fahrer nähmen wegen geschlossener Raststätten-Restaurants Proviant und Getränke von zu Hause mit, erzählt er. Denn zumindest Kaffeemaschine, Kühlschrank und Mikrowelle seien in den Lkw verbaut. "Aber man ist im Moment auf sich allein gestellt."
Doch oft hapert es an den elementarsten Dingen: "Es sind sehr, sehr wenige Raststätten mit Sanitäranlagen offen. Die Sauberkeit lassen wir mal so stehen", kritisiert Robert Kroiß. Zusammen mit den langen Wartezeiten an den Grenzen sei die fehlende Möglichkeit zu Körperhygiene und Toilettengang der gravierendste Einschnitt durch die Pandemie.
Bereits vor Corona hatte es die Zunft der Lkw-Fahrer oft schwer. Laut Kroiß fehlen in Deutschland an die 20000 Parkplätze für Trucker. Zudem sähen nur wenige Firmen die Fahrer "als Menschen an", so der 64-Jährige. "Man sollte die Fahrer nicht wie Sklaven und Menschen zweiter Wahl behandeln." Und das gelte auch für die Bezahlung.